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Rußland, den 8.8.1942
Mein liebes Frauchen!
Da heute so schönes Wetter ist, sollst Du auch wieder einen Brief bekommen. Hier ist seit Wochen das schönste Sommerwetter. Die Hitze ist fast kaum zu ertragen, es sind schon 53° gemessen worden. Wir liegen hier in einem schönen Waldquartier, gleich in der Nähe ist ein Bach mit einem großen Teich. Morgens und abends gehen wir dort immer zum Baden. Es ist nur schade, daß ich nicht schwimmen kann. Ich möchte so gerne mich in dem Wasser tummeln. So kann ich nur immer bis zur Brusthöhe reingehen.
So ist das Soldatenleben ganz schön, wenn man nicht an die Kameraden denken müßte, die 25 km vor uns in Feuerstellung liegen. Täglich kommen einige zum Troß, um Munition zu holen. Man sieht es ihren verstaubten Gesichtern an, was sie dort erleben. Gott sei Dank hat unsere Batterie noch keine Verluste gehabt.
Hier vorne scheinen die heftigsten Kämpfe zu sein, täglich rollen eine Menge Panzer nach vorne zur Ablösung. Interessant ist es, diese bei ihrem Vormarsch zu beobachten, wenn sie in riesige Staubwolken eingehüllt sind. Ich kann nur von Glück sprechen, daß ich beim Troß bin.
Mein Zahlmeisterkursus interessiert mich garnicht mehr. Auch habe ich kein Interesse, Unteroffizier oder was anderes zu werden. Unsere ganzen Unteroffiziere und Offiziere sind vorne, keiner ist beim Troß geblieben.
Kurt Schramm ist auch beim Troß seiner Batterie. Ob er da bleibt, ist fraglich. Er ist zur MG.-Bedienung eingesetzt. Er ist noch immer todunglücklich und kann sich beim Kommiß noch nicht zurecht finden. Es will ihm nicht in den Kopf, daß man ihm trotz seines Nierenleidens k.v. geschrieben hat. Ich habe ihm den Tip gegeben, sich bei irgendeiner Batterie als Schneider zu bewerben. Das will er auch machen, dann hat er auch ein faules Leben. Hoffentlich hat er Erfolg.
Hier schicke ich Dir einige Brotmarken, für die ich keine Verwendung mehr habe. Hoffentlich sind sie noch nicht verfallen.
Post haben wir noch keine erhalten. Es wird auch noch einige Zeit dauern. Wie ich gehört habe, soll ein Pkw weg sein, um Post zu holen.
Als ich dieser Tage die vielen deutschen Soldaten sah, die man beerdigte, war ich ganz durcheinander gerappelt. Das wirst Du auch meinem Brief angemerkt haben. Aber jetzt bin ich wieder darüber hinweg und guter Dinge. Ich kann dieses Leid nicht mildern.
Wie hast Du Deine Niederkunft überstanden? Hoffentlich bist Du wieder wohlauf und die quietschvergnügte Alte. Und wie geht es unserem Sprößling? Er wird sicher schon Leben in die Bude bringen.
Und nun, mein liebes Frauchen, meine kleine Heidi und unser Kai oder Annelie die allerherzlichsten Grüße und Küsse,
Euer Vati
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
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