26. Brief – 3. August 1942 (morgens)

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– 26 –

Rußland, den 3.8.42

Mein liebes Frauchen!

Gestern haben wir es uns mal bequem gemacht. Ich habe deshalb mal mit Schreiben einen Tag ausgesetzt.

Auf unserer gestrigen Marschroute haben wir unterwegs unsere Kolonne getroffen, die zum Spritholen in die nächst größere Stadt gefahren war. Danach sind wir von unserer Einheit nicht mehr weit entfernt.

Auch wurde uns von den Kameraden die traurige Eröffnung gemacht, daß bisher keine Post mehr bei der Einheit angekommen ist. Da unsere Einheit auf dem Vormarsch ist, kann das noch lange dauern, bis die Post nachkommt.

Heue haben wir nun unsere Fahrt fortgesetzt. Auf dieser Fahrt habe ich das Schrecklichste gesehen, was der Krieg bringt. Unser Weg führte durch ein Gelände, wo vor einigen Tagen eine Schlacht war. Unzählige tote Russen und Pferde lagen umher und verbreiteten einen schlimmen Gestank.

Wir sind heute nicht sehr weit gefahren, da uns der Sprit ausgegangen ist. Wir warten nun auf unsere Kolonne, die uns mit dem nötigen Sprit versorgen wird. Weiter werden wir nun auch nicht mehr fahren, da die Front nicht weit von hier ist.

Gegenüber unserem Rastplatz ist der Hauptverbandsplatz, wo laufend Verwundete eingeliefert werden. Heute morgen war ich gerade zugegen, als 2 deutsche Soldaten beerdigt wurden. Ich möchte Dir nicht schreiben, wie die armen Kerle aussahen und welche Gedanken ich dabei hatte. Um diese weint in Kürze bestimmt eine Frau oder eine Mutter. Du kannst jeden Landser sprechen, alle haben nur den einen Wunsch, daß dieser verdammte Krieg bald aus ist und man in die Heimat wieder kommt. Soeben werden wieder tote Landser zu den Gräbern getragen, die man schon vorgeschaufelt hat. Sie sind jedenfalls auch im Lazarett ihren Verwundungen erlegen. Mir geht dies alles zu nahe, da ich das das erste Mal sehe.

Freut Euch, daß Euer Vati beim Troß ist und nicht in unmittelbare Feindberührung kommt. Mir ist nicht mehr zumute weiterzuschreiben. Ich mache den Schlamassel nur mit, um für Euch zu leben. Hoffentlich bleibt Ihr mir in der Heimat auch erhalten.

Aus einer sehr traurigen Stimmung sendet Dir, mein liebes Frauchen, Dir, meine kleine Heidi und meinem 2. Sprößling, den ich noch nicht gesehen habe, die allerherzlichsten Grüße und Küsse

Euer Vati

Verwahre bitte alle meine Briefe, ich möchte sie später noch mal lesen.

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…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

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