20. Brief – 25. Juli 1942

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– 20 –

Rußland, den 25.7.42

 Mein liebes Frauchen!

Kurz nachdem ich meine gestrige Karte in den Kasten geworfen hatte, wurde uns offenbart, daß wir hier vorläufig kein Benzin haben können. Die Stadt war noch vor 1 Woche in der Hand der Russen. Alles Benzin ist schon weiter an die Front geschafft worden. Wohl oder übel müssen wir hier nun warten, bis wir Benzin bekommen, das kann noch einige Tage dauern.

Ich würde das nicht so tragisch empfinden, wenn es dadurch nicht immer länger dauern würde, bis wir Post bekommen.

Heute habe ich einen Rundgang durch die Stadt, die nur noch ein Trümmerhaufen ist, gemacht. In einer Straße holte man gerade 2 Russen und 1 Frau vom Galgen, die man wegen Plünderns öffentlich gehängt hatte. Der Krieg bringt doch allerlei mit sich.

Seit über einem Monat bin ich jetzt in Rußland schon unterwegs. Nur einmal hatten wir Gelegenheit, in einem einigermaßen anständigen Quartier zu schlafen. Sonst haben wir immer gezeltet. Zelten mag für einige Nächte ganz nett sein, aber auf die Dauer macht es einen kaputt. Zumal man immer in der Nacht 1 ½ – 2 Stunden Wache stehen muß. Ich fürchte nur, daß sich dies später mal in Form von Rheuma und Ischias bitter rächen wird. Jetzt merke ich zwar noch nichts davon.

Hier hapert es sehr mit der Verpflegung. Gestern haben wir hier ½ Brot, ein kleines Stück Wurst und 3 Zigaretten bekommen. Davon soll man nun einen ganzen Tag leben. Aber ich habe mir schon nebenbei einige Eier, Milch, Wurst und ein Kochgeschirr Erbsen für heute organisiert. Das kann man aber auch nur, wenn man den ganzen Tag nichts zu tun hat. Am besten ist die Verpflegung, wenn man bei der Einheit ist. Hoffentlich dauert es nicht mehr lange.

Jetzt wirst Du viel Arbeit mit unserem neuen Sprößling haben. Aber Käthe und vor allen Dingen Heidi sind Dir ja eine wertvolle Stütze.

Ich möchte mal so gerne ein paar Stunden unter Euch sein und beobachten, wie Heidi mit ihrem neuen Geschwisterchen spricht. Aber es kann noch lange dauern, bis man auf Urlaub kommt. Zurzeit kann man daran überhaupt nicht denken, da wir auf dem Vormarsch sind.

Man müßte ungefähr 14 Tage mit dem Wagen fahren, um eine Eisenbahnverbindung zu haben. Ich schätze, daß ich ca. 2000 km Luftlinie von Hamburg entfernt bin.

Gelegentlich kannst du mir in einem Brief mal einige dünne Gummiringe schicken, da habe ich gute Verwendung für.

So, nun werde ich Schluß machen. Damit Dich der Brief schnell erreicht, werde ich ihn gleich bei der Oberkommandantur abgeben.

Grüße und küsse meine kleine Heidi und den unbekannten Dritten recht herzlich von mir. Dir ebenfalls die allerherzlichsten Grüße und 1000 Küße,

Euer Vati

Viele Grüße auch an Deine Eltern.

 


…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –

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