24. Brief – 30. Juli 1942

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– 24 –

Rußland, den 30.7.42

Mein lieber guter Engel!

wie ich Dir gestern auf meiner Karte kurz mitteilte, haben wir Benzin bekommen und haben O. verlassen. Aber wir sind scheinbar vom Pech verfolgt. Wir waren noch keine 1000 m gefahren, als unserem Pkw (Personenwagen) die Kardanwelle verbog. Dieser mußte nun in O. bleiben.

Wir ( die beiden Lkw’s) sind dann bis R. gefahren und haben hier Quartier gemacht. Nun sitzen wir hier und warten auf den Pkw, der hoffentlich bald eintrudeln wird. Sonst können wir hier noch tagelang sitzen.

Augenblicklich hat ein starker Regen eingesetzt. Ich sitze im Führerhaus und benutze die Gelegenheit, Dir einen Brief zu schreiben, um mit Briefeschreiben nicht in Rückstand zu kommen. Ich habe Dir versprochen, jeden Tag einen Brief zu schreiben. Nach Möglichkeit werde ich das auch einhalten, wenn es auch manchmal schwer fällt. Ich weiß, daß wenn Du mal ein paar Tage keine Post erhältst, in Unruhe bist. Und das will ich vermeiden.

Die Post wird ja nicht immer so bei Dir eintrudeln, wie ich sie aufgebe. Jeden Tag geht die Post auch nicht weg. Es wird Dir aufgefallen sein, daß meine Post immer einen Briefstempel von einer anderen Einheit hat. Das kommt daher, weil ich die Post immer bei einer anderen Einheit abgebe. Wenn meine Post mal wieder den Briefstempel unserer Einheit hat, bin ich auch wieder bei unserer Truppe. Den Moment sehne ich so herbei, damit ich mal endlich Post bekomme.

Am 1. August rücke ich im Gehalt auf. Ich möchte mal gern wissen, wie viel das ausmacht und bitte Dich, mir meine Gehaltsabrechnung für den Monat August zu schicken. Hoffentlich kommst Du mit dem Ausschreiben der Schecks zurecht. Es ist doch sicher Zeit, daß Euer Papi wiederkommt und Euch manche Arbeit wieder abnimmt.

Ich glaube, ich vergaß, Dich in meinen letzten Briefen um die Zusendung einer Zahnbürste zu bitten. Sende mir eine mit möglichst harten Borsten. Desgleichen schicke mir auch mal wieder Kuverts. Briefpapier habe ich noch. Ich habe eine Menge alter Hefte, die benutze ich zum Schreiben.

Es ist nur ein Glück, daß ich als Rechnungsführer nicht zu einer anderen Einheit versetzt werde und somit auch keine andere Feldpostnummer bekomme. Dann braucht die Post wenigstens nicht nachgesandt zu werden.

So, nun mache ich Schluß. Ich weiß nichts mehr. Dir, mein liebes Frauchen, meiner kleinen Heidi und dem unbekannten Dritten die allerherzlichsten Grüße und 1000 Küsse,

Euer Vati

 


…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –

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