34. Brief – 19. August 1942

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– 34 –

Rußland, den 19.8.42

Mein liebes Frauchen!

Heute bist du mal wieder an der Reihe, zumal ich gestern Post von Dir erhalten habe. Es waren leider nur 3 Briefe und keine Päckchen dabei. Es waren die Nr. 24 vom 15.7.42, 25 v. 22.7.42 und 30 v. 1.8.42. Es müssen noch eine Menge Briefe fehlen, nach meinen Aufzeichnungen sind es die Nummern 19, 20, 21, 22, 23 und 26. Päckchen Nr. 7, 9, 10 und 14. Es ist wohl anzunehmen, daß diese Post noch eintrudeln wird.

Ich muß es Dir hoch anrechnen und Dir besonders dankbar sein, daß du mir sogar im Wochenbett geschrieben hast. Ich hätte es Dir bestimmt nicht verübelt, wenn Du während dieser Zeit mal mit dem Schreiben ausgesetzt hättest. Große Freude hatte ich über die Bilder, die Du mir von unserem Kai sandtest.

Wie Du schreibst, war Dir im Wochenbett nicht ganz wohl. Ich will hoffen, daß Du Dich jetzt wieder bei bester Gesundheit befindest.

Inzwischen wirst du ja wissen, daß mir die glückliche Geburt von unserem Kai bekannt ist. 1 Monat und 3 Tage hat es gedauert.

Heidi wird doch sicher aus allen Wolken gefallen sein, daß sie jetzt ein Brüderchen hat. Ich kann mir vorstellen, daß sie etwas eifersüchtig ist, aber da sie jetzt schon mit Stolz den Kinderwagen schiebt, wird sich das schnell geben. Begegne ihr weiter mit der gleichen Liebe, wie Du es bisher getan hast. Dann wird sie auch keinen Grund zur Eifersucht haben. Wenn sie jetzt mal trotzig ist, so laße Dich nur nicht von ihr unterkriegen. Sonst wird sich das mal sehr rächen.

Ich bin nun mal gespannt, wem unser Kai ähnlich sehen wird. Nach den Bildern kann ich kein Urteil abgeben.

Daß Du länger in der Klinik geblieben bist, kann nur zu Deinem Vorteil gewesen sein. Ob mir das recht war, brauchst Du garnicht erst zu fragen.

Wegen Buxtehude hatte ich Dir schon geschrieben. Ich weiß nicht, ob es zweckmäßig ist, nach Thüringen zu fahren. Dann bist Du zu weit von Hamburg entfernt. In Buxtehude können Dich Deine Eltern immer mal besuchen. Sie werden doch auch sicher Sehnsucht nach ihren Enkelkindern haben. Aber die Entscheidung, wo Ihr hin wollt,
überlasse ich ganz Dir.

Wir haben inzwischen unseren Rastort wieder gewechselt und leben hier einen faulen Tag.

Zu essen haben wir im Überfluß, man weiß garnicht, wie man das Fleisch alles verpinseln soll. dieser Tage habe ich mir mal schöne Bratkartoffeln gemacht. Auch prima Pfannekuchen haben wir uns gemacht. Das wird jetzt öfters der Fall sein, da ich einen Sack blütenweißes Weizenmehl organisiert habe. Auch wunderbare Melonen haben wir hier. Nur schade, daß man Euch nicht mal etwas schicken kann. Die Melonen würden Dir und Heidi bestimmt gut schmecken.

Die Freimarken habe ich auch erhalten. An Deine Eltern habe ich gestern geschrieben. Agi, Ernst-Otto und Mausi kommen heute dran.

Und nun sende ich Euch, meine Lieben, die allerherzlichsten Grüße und Küsse,

Euer Vati

Ich gebe diesen Brief einem Kameraden mit, der nach Deutschland fährt. Er hat sich auf 12 Jahre verpflichtet.

 


…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –

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