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Russland, den 21. August 1942
Mein liebes Frauchen!
Gestern habe ich alle Briefe, die ich in letzter Zeit erhalten und bereits beantwortet habe, Dir in einem grossen Briefumschlag ohne Anschreiben zugesandt. Den Brief von Frau Schramm sowie noch ein Brief von Dir habe ich vergessen beizufügen, Du findest beide beiliegend.
Vorgestern habe ich einem Kameraden, der zu einem Kapitulantenlehrgang für Zwölfender in die Heimat kommandiert wurde, eine Päckchenzulassungsmarke gegen ein paar Zigaretten abgehandelt. Die Marke wird Dir von Celle aus direkt zugesandt. Heute habe ich schon wieder eine getauscht. Diese Marke wird Dir von Hindenburg (Oberschles.) zugesandt.
Dieser letzte Kamerad ist aus Hamburg, er wird Dich wahrscheinlich aus Hindenburg, wo seine Braut wohnt, mal anrufen und Dich über mein Wohnbefinden unterrichten. Wenn ein R-Gespräch kommt, nimm es an. Er wird in einigen Wochen nach 7 Uhr abends anrufen. Es steht nämlich noch nicht fest, wann er von hier nun fahren wird.
Eine Päckchenmarke hast Du von mir und 2 bekommst Du von den Kameraden geschickt. Jetzt wirst Du mir ja alles das schicken können, was man in einem 100 gr-Päckchen nicht schicken kann: Kocher, Pelzmütze u.a.m. Schicke mir auch in einem solchen Päckchen meinen grauen Pullover ohne Ärmel, den kann ich im Winter gut gebrauchen. Ich füge Dir kleine Zettel bei, die Du auf die Päckchen klebst: Wenn versetzt, an Absender zurück. Mache auf den Päckchen klare Anschriften für den Absender und den Empfänger, am besten mit dem Stempel.
Du musst Dich mal auf der Post erkundigen, ob die Päckchen nicht 100 gr schwerer, also 1100 gr schwer sein dürfen. Früher was das bei den Feldpostpäckchen so. Achte darauf, dass Du das Gewicht voll auswertest, eventuell kannst Du ja noch irgendetwas Leckeres beilegen.
Wenn ich die Sachen, die ich angefordert habe, alle habe, werde ich diesen Feldzug bestimmt überstehen. Sacharin, etwas Puddingpulver, Briefumschläge, Zigaretten musst Du mir allerdings laufend schicken. Nächsten Monat bekomme ich wieder eine Päckchenmarke, dann kannst Du mir mal etwas schicken, was Du gerne schicken möchtest.
Gestern wurde hier erzählt, dass, wenn Stalingrad gefallen sei, wir nach Frankreich in Ruhestellung kämen. Dieses Gerücht zirkuliert beim ganzen Regiment herum. Hoffentlich ist nur etwas Wahres daran und keine Scheisshausparole. Das wäre eine Sache, wenn ich nach Frankreich käme, dann bestünde des öfteren die Möglichkeit, dass man mal auf Urlaub fahren könnte. Also mal abwarten und Tee trinken.
Heute ist einige Luftfeldpost gekommen, aber für mich war nichts dabei. Die Post datierte meistens vom 10.8.42 aus Hamburg. Ein Brief war dabei von einem Kameraden Rother aus der Scharnhorsterstr.1 (Seitenstr. v.d. Gneisenaustr.), der auch in unserer Batterie ist.
Teile mir bitte mit, ob Du die Päckchenmarken von den Kameraden erhalten hast.
Und nun wie geht es meinen beiden Sprösslingen? Ich möchte so gerne mal den Bass von unserem Kai hören. Die Geburtsanzeige ist noch nicht eingetrudelt. Hebe 1 oder 2 Anzeigen auf.
Ich glaube kaum, dass heute noch Post weg geht, da heute morgen Post weggegangen ist. Für heute, mein liebes Frauchen, Heidi und Kai die allerherzlichsten Grüsse und Küsse,
Euer Vati.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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