39. Brief – 30. August 1942

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– 39 –

Rußland, den 30.8.42

Mein liebes Frauchen!

Gestern kamen Deine beiden Briefe vom 7.8.42 (Nr. ohne) und 9.8.42 (Nr. 33) an, wofür Du herzlich bedankt sein sollst.

Heute habe ich mit gleicher Post an Deinen Vater 15 Zigarren geschickt, da das Zigarrenrauchen für mich kein Genuß ist. Wir bekommen des öfteren Zigarren zur Verpflegung zugeteilt. Sie zu verschenken habe ich kein Interesse. Da schicke ich sie lieber Deinem Vater. Sage ihm aber noch nichts davon, dann ist die Freude bei Eintreffen des Päckchens um so größer.

Deinen Vorschlag, das Iltisfell Deiner Mutter zu verkaufen, kann ich nicht gutheißen. Das Fell hat heute einen Wert von 1000 – 1200 RM. Davon abgesehen, will ich mir davon später einen schönen Mantel machen lassen. Aus dem Iltisfell, was in dem einen Mantel ist, soll für Dich mal ein schöner Pelerinenumhang werden. Das ist nämlich flauschiger und wird Dir sehr gut stehen. Du kannst ruhig Deiner Mutter sagen, daß ich das Fell für einen Mantel für mich brauche und das andere für Dich bestimmt sei. Was in dem großen Koffer ist, brachen wir später noch alles. Ich habe darüber schon disponiert. Von dem schönen Lammfellinnenfutter soll mal etwas für unsere Kinder werden. Achte nur gut darauf, daß die Sachen nicht durch Mottenfraß leiden.

Daß Heidi Dir augenblicklich viel zu schaffen macht, bedaure ich. Es wird wohl auch etwas Eifersucht sein. Aber über das Trotzalter kommt der kleine Racker auch hinweg. Lasse Dich nur nicht von ihr unterkriegen.

Kai scheint Dich ja sehr zu entschädigen. Ich freue mich, daß er einen so guten Appetit hat. Solange er gut ißt, fehlt ihm auch nichts.

In der Krankenkasse ist er doch inzwischen angemeldet? Hast Du ihm auch ein Sparbuch eingerichtet und 500 RM eingezahlt? Denke daran, ihm und Heidi monatlich RM 10,- jedem auf sein Sparkonto einzuzahlen. Wenn Kai mal zur Schule muß, kostet das schon etwas mehr. Wir wollen frühzeitig für die Existenz unserer Kinder besorgt sein.

Die beiden Briefe, die ich gestern bekommen habe, füge ich Dir bei. Lege sie bitte zu den anderen. Dieser Tage haben wir wieder 2 Luftfeldpostmarken bekommen, die ich Dir beifolgend übersende. Verwerte sie bei Gelegenheit.

Die Post von mir zu Dir läuft durchschnittlich 14 Tage und in umgekehrter Richtung 3 Wochen. Es hat keinen Sinn, daß ich die Luftfeldpostmarken verwerte. Natürlich in einem besonders dringenden Fall verwende ich sie auch.

Wir liegen wieder in einer schönen Waldgegend, leider ohne Wasser.

Unsere Batterie ist wieder im Einsatz. Neben anderen Batterien (auch Hinselmann) war unsere Batterie auch einige Tage eingekesselt, ist aber jetzt wieder befreit. Wir haben bis jetzt 2 Tote und einige Verwundete. Hoffen wir, daß es dabei bleibt.

Und nun, mein liebes Frauchen, Heidi und Kai, seid recht herzlich gegrüßt und geküsst von

Eurem Vati

 


…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –

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2 Gedanken zu “39. Brief – 30. August 1942

  1. Ich finde das Ganze sehr interessant und aufschlussreich, da es doch auf eine gewisse Art Zeitgeschichte und Ansichten aus dem damaligen Blickwinkel zeigt.
    Allerdings habe ich Mühe mit den diversen RM Beträgen die genannt werden. Der durchschnittliche Monatslohn betrug 1938 ca 200 RM. Ein Auto ( kleiner Opel) kostete da 3.000 – 4.000 RM und der KdF Wagen sollte da 1.000 RM kosten, wenn es zur Auslieferung gekommen wäre. Wie ist es dann möglich dass ein Soldat mehrere Hundert RM nach Hause überweisen konnte? Doch sicher nicht nur der Sold alleine, oder wie ist es möglich, dass ein Iltisfell uber 1.000 RM wert sein konnte?
    Anzumerken ist noch, dass es sich um einen ausgesprochenen „Buchhalter“ gehandelt haben muss, denn wer würde ansonsten solche Anweisungen an seine Frau schreiben, was Sie zu tun habe und in welcher Schublade was wo liegt, bzw welche Behördenwege sie wie zu machen hat. Noch dazu dies alles von der Front in Russland aus.
    Ansonsten alles toll und lese interessiert weiter.

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    1. Ja, er war von Beruf Reichsbanker. Bei den RM 200,- handelt es sich wohl um den gesamten Lohn seit Juni, also wohl eher 3 Monatslöhne. Macht das Sinn? Seine Bewertung des Iltisfells könnte tatsächlich etwas hoch angesetzt gewesen sein. Das können wir nicht nachprüfen. Danke für Ihre Gedanke dazu!

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