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Rußland, den 7.9.42
Mein liebes Frauchen!
Ich vergaß, meinen Brief vom 6.9.42 zu numerieren. Gib ihm bitte die Nr. 2. In den nächsten Tagen werde ich Dir wahrscheinlich ein paar Tage nicht schreiben können.
Wenn Du mal 3 – 4 Tage keine Post erhältst, brauchst Du nicht gleich immer in Sorge zu sein. Du mußt bedenken, daß die Post nicht immer so fahrplanmäßig befördert wird, wie das in der Heimat der Fall ist.
Aber das soll Dich nun nicht hindern, mir viel zu schreiben. Ich freue mich immer, wenn ich viel Post von Dir erhalte. Stoff zum Schreiben hast Du ja jetzt genügend, da ich in meinen beiden letzten langen Briefen eine Menge Fragen gestellt habe, die der Beantwortung harren.
Inzwischen wirst Du Dich von der Niederkunft wieder erholt haben und wieder im Vollbesitz Deiner geistigen und körperlichen Kräfte sein. Laße Dich trotzdem von Zeit zu Zeit untersuchen und laß Heidi und Kai dauernd in ärztlicher Betreuung bei Frau Dr. Manchot. Teile mir mal immer laufend die Gewichtszunahme von Kai mit, es interessiert mich, wie er sich entwickelt.
Stillen tust Du ihn doch jedenfalls nicht mehr. Bei Heidi hast Du bestimmt zu lange gestillt.
Wie ist es nun mit den Fliegerangriffen? Im Wehrmachtsbericht habe ich nichts mehr von einem Angriff auf Hamburg gehört. Frau Dr. Schmidt teilte mir mit, daß ihr Mann Dir immer helfen würde, die Kinder in den Luftschutzkeller zu bringen. Aber Dr. Schmidt ist ja leider nicht immer da.
Hast Du eigentlich ein Bett für Kai und schläft jetzt Heidi in dem großen Bett? Teile mir das auch mal mit, wie Du das gemacht hast.
Und nun wünsche ich Euch weiterhin alarmfreie Nächte.
Für heute die allerherzlichsten Grüße und 1000 Küsse,
Euer Vati
Wenn Du mal eine Tabakpfeife erstehen könntest, schicke sie mir. Ich muß mich an das Tabakrauchen mal gewöhnen.
Ist Ludsche noch im Lazarett und wie lautet jetzt seine Feldpostnummer?
Wenn mein Vater sterben sollte, schicke sofort ein Telegramm oder einen Luftpostbrief.
Anm. d. Hg.:
Anm. 1: Bei „Frau Dr. Manchot“ handelt es sich ggf. um eine (eingeheiratete?) Nachfahrin jener Hugenottenfamilie Manchot, die vor 350 Jahren aus religiösen Gründen aus Frankreich nach Deutschland flüchten musste: https://de.wikipedia.org/wiki/Manchot_(Familie)
Anm. 2: Dieser Brief wurde auf einer Postkarte beidseitig beschrieben. Auf der Vorderseite oben trägt sie den Aufdruck: “Das deutsche Volk ist sich bewußt, daß es dazu berufen ist, die gesamte Kulturwelt von den tödlichen Gefahren des Bolschewismus zu retten und den Weg für einen wahren sozialen Aufstieg in Europa frei zu machen. (Aus der Note an die Sowjetregierung)”
Anm. 3: Dieser Brief erreichte die Adressatin nicht in Hamburg, sondern wurde ihr nach Scharbeutz nachgesendet.
Anm. 4: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, weshalb dieser im Original die Nr. 3 trägt. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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