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Rußland, den 3. Okt. 42
Mein liebes Frauchen!
Es sind 2 Tage vorbei, seit ich Dir zuletzt geschrieben habe: Die Pflicht ruft. Gestern bekam ich beiliegenden Brief von Agi und die Briefumschläge und das Päckchen Fruchtsuppenpulver (Nr. 44). Für die Briefumschläge sei besonders herzlich bedankt. Briefumschläge kannst Du hier überhaupt nicht haben.
Wir haben in den letzten Tagen sehr viel Post bekommen, nur war leider für mich selten etwas dabei. Dein letzter Brief datiert vom 5.9.42
Die Luftfeldpost- und Päckchenmarken hast Du doch erhalten. Sorge immer, daß Du 3–4 Luftfeldpostmarken in Reserve hast, für den Fall, daß Du mir mal etwas Dringendes mitteilen willst. Die anderen Luftfeldpostmarken gebrauche nur auf.mDiesen Monat werden wir schon wieder 4 Stück und 2 Päckchenmarken bekommen.
Das 2. Päckchen wirst Du sicher inzwischen abgeschickt haben. Hoffentlich ist da das Brotmesser drin. Anfang Juli hatte ich Dich um Übersendung einer Reihe von Gegenständen gebeten. Die meisten habe ich ja erhalten, es stehen aber noch aus.
– Ohrenschützer
– meine Handschuhe
– Notizbuch
– Grammophonschlüssel
– Beutel für Kamm und Bürste
– Läusekamm und
– Büchsenöffner.
Den Zigarrenabscheider und die schwarze Turnhose brauchst Du nicht mehr zu schicken, da der Sommer jetzt rum ist.
Jetzt beginnt es hier merklich kühler zu werden. Ich denke schon immer mit Schrecken an den Winter. Daß wir herausgezogen werden, daran glaube ich nicht mehr. Dann will ich nur wünschen, daß wir in dieser Gegend bleiben oder weiter nach dem Süden kommen. Da ist es wenigstens nicht so kalt.
Wenn ich meine Pelzmütze habe, werde ich am Kopf bestimmt nicht frieren. Meinen grauen Pullover wirst du inzwischen auch abgesandt haben. Ich denke, daß man dieses Jahr die Winterstellung etwas früher ausbauen wird.
Gestern hatten wir einen schwarzen Tag. Morgens um 4 Uhr ging in unserem Bereich eine Granate nieder und traf unsere Wache. 2 Kameraden waren sofort tot und 2 weitere sind im Laufe des Tages ihren Verletzungen erlegen. Wir lagen in unserem Bunker und schliefen. Ich habe kaum den Einschlag gehört. Das soll Dich nun nicht beunruhigen. Ich mache mir nicht die geringsten Gedanken. Ich habe die feste Überzeugung, daß ich gesund und guter Dinge die Heimat und vor allem Euch wiedersehen werde.
Wie siehst es nun in der Heimat aus? Hitler hat dieser Tage gesprochen und soll gesagt haben: „Die Heimat soll nicht meutern.“ War dies denn schon der Fall? Wir hatten leider keine Gelegenheit, die Rede zu hören. Die Zukunft in rosigen Farben schildern und von einem baldigen Sieg reden, kann er ja nicht mehr. Wir sind jetzt im 4. Kriegsjahr, hoffentlich dauert dieser Krieg nicht länger als der Weltkrieg.
Was machen nun Heidi und Kai. Ihren Vati werden sie sicher nicht vermissen. Umso mehr werden sie sich freuen, wenn er mal wieder für immer unter Euch sein wird.
Für heute die allerherzlichsten Grüße und Küsse von
Eurem Vati
Viele Grüße an Deine Eltern.
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, weshalb dieser im Original die Nr. 13 trägt. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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