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Rußland, den 6.10.42
Mein liebes Frauchen!
Gestern erhielt ich die Päckchen 47 und 48 und Deine beiden Briefe Nr. 45 v. 10.9.42. Außerdem erhielt ich einen Brief von Frau Schade. Die Post kam von Scharbeutz, hatte aber als Absender Deine Hamburger Anschrift. Weshalb hast Du mir Deine neue Anschrift nicht mitgeteilt? Auch wenn es nur von kurzer Dauer ist, so möchte ich doch immer wissen, wo Du bist. Ich werde meine Post deshalb noch weiterhin nach der Gneisenaustr. x schicken. Ich habe Deiner Mutter geschrieben, daß sie Dir die Post dann nachsenden soll.
Es hätte mich sehr interessiert, wenn Du mir mitgeteilt hättest, ob der Aufenthalt von längerer Dauer sein sollte oder ob Du Dich nur von Deiner Krankheit erholen wolltest. Wie Du schreibst, mußt Du ja ziemlich ernsthaft an Deiner Magen- und Darmgrippe erkrankt gewesen sein. Hoffentlich hast Du alles gut überstanden und erfreust Dich mit den Kindern wieder bester Gesundheit.
Mache Dir wegen mir nur keine Gedanken, sondern lebe ruhig in den Tag hinein. Hoffentlich habt Ihr noch schönes Wetter, damit du und die Kinder sich viel am Strand aufhalten könnt.
Was das Päckchenschicken anbetrifft, so stelle dies sofort ein. Ich möchte nicht, daß Du Dich damit dort auch noch abrackerst. Wenn ich die Pelzmütze und den Pullover habe, brauche ich auch nichts mehr. Schlimmstenfalls kann ich mich an Deine Mutter wenden. Das Schicken von Puddingpulver kannst Du auch für eine Zeitlang abstoppen, da ich genügend versorgt bin. Nur Sacharin brauche ich, das Päckchen Sacharin von Dr. Schmidt ist leider noch nicht eingetroffen. Vielleicht kann Dr. Schmidt mir gelegentlich noch mal etwas schicken. Das Zeug wird auf chemischem Wege hergestellt und dürfte es ihm als Chemiker nicht schwer fallen, dies zu beschaffen. Ich werde ihm auch noch mal schreiben, aber er schreibt mir so selten.
Jetzt, wo Du schon woanders Quartier gefunden hast, scheint es mit der Übersiedlung nach Salzmoor nichts zu werden. Ich habe gestern an Familie Timme geschrieben, daß sie Dich nicht anrufen sollten, da Du zurzeit verreist seiest. Wenn Du nun nicht die Absicht hast, längere Zeit in Scharbeutz zu bleiben, so schlage ich Dir vor, Dich mit Familie Timme in Verbindung zu setzen. Wie der Kamerad Hornbostel immer wieder betont, sollst Du dort ganz fabelhaft untergebracht und vor allen Dingen gut verpflegt sein.
Wenn ich mich so sehr bemühe, daß Ihr von Hamburg wegkommt, so ist das lediglich in Eurem Interesse. Es geht mir darum, daß Ihr gut untergebracht, gut verpflegt und vor den Fliegern sicher seid. Diese Voraussetzungen sind bei Familie Timme gegeben. Du wirst Dich bestimmt dort wohlfühlen, zumal Frau Timme auch eine Hamburgerin ist. Also setze Dich hin und schreibe mal sofort an Familie Timme. Frage auch nach dem Preis, denn darüber muß sofort Klarheit sein. Es würde zu lange dauern, wenn ich das von hier machen sollte und Dich dann benachrichtigen sollte. Vielleicht schreibst Du ihnen eine Karte und bittest um Angabe ihrer Telefonnummer, dann rufst Du die Leute ein paar Tage später in den Abendstunden, wenn unsere Kinder zu Bett sind, mal an. Die genaue Anschrift ist.
Familie Heinrich Timme
Salzmoor b/Bergen
Celle-Land (Hannover)
Hoffentlich wird es etwas, damit ich endlich diese Sorge mal los bin.
Soeben erhalte ich Päckchen 40 und 42. Die Makronen waren prima, da hätte ich eine Unmenge von essen können.
Wegen der Sparkonten- und Postschecknummer habe ich bei der Hamburger Sparkasse schon selbst angefragt.
(Hier endet das Fragment.)
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, weshalb dieser im Original die Nr. 15 trägt. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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