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Rußland, den 9. Okt. 42
Mein liebes Frauchen!
Gestern bist Du vernachlässigt worden, weil ich Dir nicht geschrieben habe. Aber dafür habe ich an Ernst Hartwig, Frau Hartwig, Deine Eltern, Dr. Schmidt und Mausi geschrieben. Ich wollte gerne diese Briefschulden begleichen. Aber Du wirst Dich auch nicht beklagen, da ich Dir in den letzten Tagen fast jeden Tag geschrieben habe.
Gestern kamen auch 4 Päckchen an, die Zettel findest Du beiliegend. Die Handschuhe kann ich schlecht gebrauchen, da sie zu dünn sind. Ich hatte meine dicken gefütterten Handschuhe gemeint. Ich vermute, daß sie in der Tasche des Mantels sind, den ich immer auf dem Rad angezogen habe. Ich meine nicht die guten Nappahandschuhe.
Du glaubst garnicht, was wir hier für einen Kampf gegen die Läuse führen. Abends wird im Bunker jedes Wäscheteil einzeln entlaust. Ich habe gestern vor dem Schlafengehen 10 Stück geknackt. Nachts gegen 12 Uhr konnte ich es nicht mehr aushalten. Ich habe mich ganz ausgezogen und noch mal 4 Läuse zur Strecke gebracht. Mit diesem Ungeziefer werden wir den ganzen Winter zu tun haben. Ein Glück, daß man vor Grenzübertritt entlaust wird, wenn man auf Urlaub fährt. Sonst würde man noch seine Familie mit diesem Ungeziefer „erfreuen“. Das sind alles so unangenehme Begleiterscheinungen, die der Krieg mit sich bringt.
Wenn man auf Urlaub fährt, soll jeder Soldat jetzt an der Grenze allerlei Lebensmittel bekommen. Ich will gerne auf diese Sachen verzichten, wenn ich nur bald auf Urlaub fahren kann. Denn Kai hat ja schließlich ein Recht, seinen „alten Herrn“ mal persönlich kennenzulernen.
Und nun seid alle „3“ recht herzlich gegrüßt und 1000 mal geküsst von Eurem Vati, der in jeder Stunde bei Euch in Gedanken ist.
Einmal werd ich wieder bei Euch sein!
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, weshalb dieser im Original die Nr. 17 trägt. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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