– 18 –
Rußland, den 10. Okt. 42
Meine kleine tapfere Soldatenfrau!
Ich glaube, Du bist die einzige Soldatenfrau, die soviel Post von ihrem Scheißer bekommt. Aber das kann ich nur machen, weil ich jetzt Fernsprecher bin. Als Rechnungsführer hatte ich nicht die Zeit dafür.
Nunmehr habe ich auch deine Scharbeutzer Anschrift. Ich halte es für zweckmäßig, wenn ich für die Folge die Post trotzdem nach Hamburg sende. Ich werde sie nach dem Scheideweg adressieren, dann kann Deine Mutter sie Dir jeweils nachsenden.
Wie Deine Mutter mir schreibt, bist Du in Scharbeutz gut aufgehoben. Wenn die Verpflegung gut ist, so unternehme nichts wegen Salzmoor. Die Reise dorthin wäre mit den Kindern mit zu viel Aufregung verbunden.
Gestern habe ich eine Menge Post bekommen:
– Deinen Brief Nr. 47 vom 16.9.42
– Kais Karte vom 18.9.42
– Eure Karte vom 18.9.42
– Einen Brief von Deiner Mutter
– “ “ von Franzl
– “ “ von Mausi.
Die Post findest Du beiliegend. Die Karte von Kai habe ich in unserem Bunker aufgehangen. Zu süß, wie der kleine Piepmatz so vorsteht.
Außerdem erhielt ich noch die Päckchen Nr. 36 und 39. Für alles meinen herzlichen Dank. Ich habe alle Post, um keine Briefschulden aufkommen zu lassen, sofort beantwortet. Wenn ich die angekündigten Briefumschläge von Mausi habe, bin ich für lange Zeit versorgt.
An das Gaugericht in Hamburg habe ich geschrieben. Ich habe ihnen geschrieben, daß sie ihre Fragen schriftlich stellen sollen. Ich vermute, daß es sich wegen des seinerzeitigen Ausschlußes meines Vaters aus der Partei handelt, da das Schreiben an die Anschrift Rübenkamp gerichtet ist und auch das Aktenzeichen aus dem Jahre 1940 stammt. Wenn da noch mal irgendeine Anfrage kommt, schreibst Du, daß Dein Mann in Rußland Soldat sei und Du über die Angelegenheiten Deines Mannes nicht unterrichtet seist. Ich nehme ja an, daß mein Bruder wieder dahinter steckt.
Jetzt sind die ersten in Urlaub geschickt worden. Es kommen natürlich zuerst die alten Batterieangehörigen dran, die den letzten Winter in Rußland mitgemacht haben. Dann kommen die Verheirateten mit Kindern vom Ersatz dran. Wann ich dran komme, läßt sich noch nicht schätzen. Hoffentlich bald, damit Kai seinen Vater mal kennenlernt.
Die Gewichtsdaten von Kai hattest Du mir schon mitgeteilt.
Ich möchte nur mal wissen, was mit Käthe los war. Wegen der brauchst Du keine Sorgen zu haben.
Wenn Du nach Hamburg zurückkehren willst, so brauchst Du Dir wegen des Arbeitsamts keine Gedanken zu machen. Aber bleibe ruhig von Hamburg weg oder fahre nach Salzmoor. Das ist für mich eine wesentliche Beruhigung.
Hast Du Deiner Mutter das Brotmesser nicht gegeben? Das brauche ich so nötig.
Vom Herausziehen aus R. habe ich nichts mehr gehört. Sonst für heute nichts Neues, morgen oder übermorgen mehr.
Für heute herzliche Grüße und Küße von
Eurem Vati.
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, weshalb dieser im Original die Nr. 18 trägt. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
als e-Book
Hier direkt im eBook blättern bei:
Amazon (Kindle)
Thalia (e-PUB)
Lesbar auf:
- allen gängigen eReadern (Kindle, Tolino, Pocketbook, etc.)
- allen Tablets, Smartphones, Laptops und Computern – mit kostenfreien eReader-Apps (Kindle, iBooks, Calibre, Tolino, etc.)
Optimiert mit:
- Inhaltsverzeichnis zum Navigieren
- Einleitung und Zusammenfassungen
- persönlichem Vor- und Nachwort des Herausgebers
- Zitatesammlung
- Kindle: Text-to-Speech-Vorlesemodus, Screenreader, verbesserter Schriftsatz