– 26 –
Rußland, den 1.11.42
Mein liebes Frauchen!
Heute ist Sonntag, ein Sonntag genau so trostlos wie alle anderen. Wenn es heute keinen Bohnenkaffee und eine schöne Süßspeise gegeben hätte, hätte ich es noch nicht mal gemerkt.
Und außerdem hat dieser Tag eine kleine Überraschung für mich gebracht. Mit dem heutigen Tage bin ich zum Gefreiten befördert worden. Du siehst, der Weg zum Generalfeldmarschall ist nun nicht mehr weit. Als Absender habe ich zwar noch Kanonier geschrieben, da ich den Briefumschlag schon geschrieben hatte. Finanziell wirkt sich das so aus, daß ich monatlich RM 7,50 Wehrsold mehr erhalte.
Wir haben hier augenblicklich das schönste Wetter noch. Tagsüber ist es richtig warm, nur die Nächte sind ziemlich kühl. Ich bin den ganzen Tag mit entblößtem Oberkörper herumgelaufen.
Mit den Läusen wird es immer toller, trotzdem ich den Brüdern sehr auf den Fersen bin. Heute Mittag entdeckte ich, daß ich in der linken Achselhöhle eine Unmenge winziger Läuse, ein richtiges Nest, hatte. Einzeln konnte man diese Viehchen garnicht alle knacken. Ich habe mir deshalb dort die ganzen Haare wegrasiert. Hoffentlich verschonen mich die Tiere, daß ich nicht noch dazu übergehen muß, an anderen edleren Teilen die Haare wegzurasieren. So hat man hier seinen Kampf gegen Russen und Läuse.
Heute weiß ich nicht viel zu berichten. Ich habe mein Wissen in meinem gestrigen und vorgestrigen Brief zu sehr erschöpft. Wenn morgen Post eintrudelt, werde ich wieder schreiben.
In der Erwartung, daß unser Kai bald seinen Vater im Urlaub mal persönlich kennen lernen kann, grüße und küsse ich Euch alle 3 auf das Herzlichste,
Euer Vati
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, Deshalb trägt dieser im Original die Nr. 26. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
als e-Book
Hier direkt im eBook blättern bei:
Amazon (Kindle)
Thalia (e-PUB)
Lesbar auf:
- allen gängigen eReadern (Kindle, Tolino, Pocketbook, etc.)
- allen Tablets, Smartphones, Laptops und Computern – mit kostenfreien eReader-Apps (Kindle, iBooks, Calibre, Tolino, etc.)
Optimiert mit:
- Inhaltsverzeichnis zum Navigieren
- Einleitung und Zusammenfassungen
- persönlichem Vor- und Nachwort des Herausgebers
- Zitatesammlung
- Kindle: Text-to-Speech-Vorlesemodus, Screenreader, verbesserter Schriftsatz