FRAGEN ZUR ENTWICKLUNG DES PROJEKTS (2)

Wie-weiter-2_Starless-in-Stalingrad-Dokumentarisches-Labor

STARLESS IN STALINGRAD
ALS FOTO/VIDEO-RECHERCHE VOR ORT?

 

Liebe Community.

Wie haben auf unsere Frage „Wie weiter?“ vor 2 Monaten viele interessant Vorschläge und Anmerkungen erhalten, die uns zu Schluss gebracht haben: Den größten „Mehrwert“ als Fortsetzung von Starless in Stalingrad mit anderen Mitteln kann uns eine FOTOGRAFISCHE, FILMISCHE UND ETHNOGRAFISCHE RECHERCHE VOR ORT bringen.

Als unmittelbares Ergebnis kann sowohl ein FOTOBUCH mit den Briefen, als auch ein FOTO/VIDEO-BLOG entstehen, in ähnlicher Art wie wir ihn jetzt schon haben. Langfristig kann ja auch ein DOKUMENTARFILM angedacht werden.

Zu den historischen Hintergründen wurde bereits viel gesagt, und auch wenn es noch viel zu sagen gäbe, wären wir nicht diejenigen, die viel dazu beitragen könnten, dazu fehlt uns die „Expertise“. Was uns aber gelingen kann, ist das Darstellen und begreifbar Machen der konkreten Örtlichkeiten, in denen die Briefe ja „spielen“. Das sonderbare Naturschauspiel der russischen Steppe schimmert in den Briefen hin und wieder durch, wenn darüber in den verschiedenen Jahreszeiten (Frühjahr bis Winter) berichtet wird.

Die Gegenden, von denen die Briefe handeln, besonders auch in 1. und 2. Phase unserer „Echtzeitreise“, in der mein Großvater die ganze russische Steppe durchquert, sind mir persönlich völlig unbekannt, und vermutlich auch den meisten anderen von uns. Dabei ist sie visuell äußerst faszinierend – und sie ist uns räumlich auch gar nicht so fern: Wir befinden uns ja weiterhin (wenn auch am Rande von) Europa, und trotzdem könnte man meinen, mein Großvater berichtet von einem anderen Planeten. Und tatsächlich beginnt Kasachstan schon ca. 100 km weiter östlich…

Janusz Piekalkiewicz berichtet in seinem (hier bereits zitierten) Werk „Stalingrad. Anatomie einer Schlacht“ über diese EINZIGARTIGE NATUR- UND KULTURLANDSCHAFT mit folgenden Worten:

„Fast tausend Kilometer erstreckt sich (…) diese unfruchtbare Steppe, die im Westen kurz hinter Lugansk beginnt und sich im Osten bis nach Kasachstan ausdehnt. (…) Die Einöde zieht sich endlos bis zur grauen Ferne, in der Himmel und Erde ohne Übergang verschmelzen. (…)
Das Gelände fällt von Westen nach Osten leicht ab. Nur selten wird das Ödland durch Wasserläufe unterbrochen, und die größeren Flüsse bilden freundliche Landschaftsstreifen durch die Einöde. (…)
Außer den Wasserläufen tragen sogenannte Balkas – Erosionsspalten und -rinnen (…) – zur Abwechslung in der Einöde bei. Auch in diesen grünen Balkas liegen reizvolle Ortschaften mit üppigen Gärten, eine Landschaft für sich, geborgen vor der Steppe und geschützt gegen die mörderischen Buranis, die Winterstürme. Man entdeckt diese verträumten Dörfer erst, wenn man direkt am Rande der Schluchten steht, sonst wandert das Auge über die unendliche Weite. Übrigens sind diese Balkas mit ihren steilen Wänden unüberwindliche Hindernisse für jede motorisierte Truppe mit all ihren Fahrzeugen und Panzern.
In der tristen Ebene erheben sich unzählige ‚Kurgan‘, einige Meter hohe Hügelgräber aus grauer Vorzeit, wie sie über ganz Südrußland verstreut sind.
In jedem Frühjahr verwandelt sich die Steppe in ein duftendes Blumenmeer von seltener Schönheit; Sobald jedoch im Sommer das Steppengras unter der sengenden Sonne verdorrt, nimmt die Landschaft eine bräunliche Färbung an, und die hellen Wurzeln des Steppenkrautes stechen hervor und kräuseln sich unter der dünnen Oberfläche des zerrissenen, erstarrten Grundes, der nie eine Pflugschar gesehen hat.
Diese baum- und schattenlose Ebene, tiefe Staubwege, heiße Sandstürme, Hitze über 50 Grad, dazu trügerische Luftspiegelungen, Steppenbrände, und vor allem der Wassermangel wirken auf einen Mitteleuropäer recht deprimierend. (…)
Die Winde, die im Herbst tagaus, tagein wehen, reißen die kugelförmig wachsenden Steppensträucher aus dem Boden und jagen sie über die endlose Öde. Diese stacheligen Kümmelblumen nennt man nach alter Überlieferung Hexen. In wildem Wirbel jagt der Wind die Steppenhexen, in gespenstischem Spiele sich vereinend und wieder trennend, über das karge Land. (…)“
Der Winter in dieser trostlosen weißen Öde – (…) Temperaturstürze von über 20 Grad innerhalb weniger Stunden – ist selbst für die abgehärteten Einheimischen schwer zu ertragen. Die oft viele Tage anhaltenden Nordoststürme setzen besonders in dem Raum zwischen Don und Wolga so plötzlich und mit solcher Stärke ein, daß auf Flugplätzen sogar Maschinen fortgerissen werden. Zwischen den Dörfern besteht ein Warndienst, damit Menschen und Vieh sich auf den Burani einstellen können.
Die Verlorenheit der östlichen Weite hat gerade im Herbst und Winter etwas Erdrückendes. Und dieses unheimliche Gefühl wird noch vertieft durch die früh hereinbrechende Dunkelheit. Da die deutsche Wehrmacht die heimatliche Uhrzeit beibehält, geht für die Landser die Sonne bald nach Mittag unter, und zwischen 14 und 15 Uhr ist es bereits Nacht.
(…) Zwischen den beiden Flüssen (Don und Wolga) zieht sich eine 1000 Kilometer lange und 150 Meter hohe Geländestufe entlang, das westliche, sogenannte Bergufer der Wolga. Auf dem Breitengrad von Paris, umgeben von Steppe, liegt auf diesem Bergufer (…) Stalingrad, ehemals Zarizyn genannt (heute Wolgograd). Kilometerlang ziehen sich Gärten voller Pflaumen- und Mandelbäume, die im Herbst häufig zum zweitenmal blühen, wie ein grüner Gürtel um die Stadt. Auf den Feldern (…) glänzen Abertausende von Arbusen – rundliche, dunkelgrüne Wassermelonen…“
(aus: „Stalingrad. Anatomie einer Schlacht“, Janusz Piekalkiewicz, S.9ff)

Sind wir etwa die einzigen, die das nun unbedingt mit eigenen Augen sehen wollen? 😉

Stellt euch vor, wir könnten die Briefe und deren Zusammenhänge und Hintergründe vereinen mit der PLASTISCHEN DOKUMENTATION DIESER LANDSCHAFT in ihren vielfältigen Erscheinungsformen? Wäre es nicht das, was uns ein neues Verständnis für das Geschehene und unser (heutiges) Verhältnis dazu verschaffen könnte?

Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist wichtig sich damit auseinanderzusetzen. Aber wir haben keinen „Erziehungsauftrag“, und wollen den auch gar nicht haben. Es ist Geschichte und Vergangenheit, und die Toten beider Seiten lassen sich nicht wieder zum Leben erwecken, oder irgendwas rückgängig machen, obwohl wir uns das wünschen. Was aber nicht vergangen ist, sind wir selbst als (Über-)Lebende, sowie diese uns unbekannte Gegend und Kultur, wo unsere Vorfahren sinnlos ihr Knochen in der Erde zurückgelassen haben…

Was sagt ihr generell zu dieser Idee? Könnt ihr euch was darunter vorstellen? Findet ihr das auch interessant? Postet eure Gedanken dazu gerne unten als Kommentar.

  • KLICKT BITTE „GEFÄLLT MIR“ ALS BASIS-FEEDBACK (wenn euch das gefällt). Vielen Dank!

Eine solche dokumentarisches Recherche wird natürlich zu allererst sehr viel Zeit in Anspruch nehmen – nicht nur um sie durchzuführen, sondern auch um danach das Material aufzuarbeiten. All das wird frühestens im Laufe des nächsten Jahres beginnen können und sich sicher bis ins Jahr 2019 hinstrecken (wenn die Welt dann noch steht).

Außerdem ist ja zu bedenken, dass ein solches Unternehmen auch finanzielle Mittel in Anspruch nimmt, und das gar nicht wenig: Auch wenn man die Arbeitszeit der Beteiligten und die notwendigen technischen Mittel beiseite lässt, fallen allein für Reisekosten einige Tausend Euro an…

Wenn es genügend Befürworter gibt, stellt sich also die auch die Frage, ob wir vielleicht diese Mittel für Reisekosten gemeinsam – z.B. durch CROWDFUNDING o.ä. – aufbringen können. Auch dazu bitten wir euch um Feedback, inwieweit dazu in der Community Bereitschaft besteht, wenn es denn überhaupt als sinnvoll angesehen wird…

Der größte Vorteil davon wäre auch, das eine solche Rückendeckung durch die Community der Fortsetzung von Starless in Stalingrad einen grundlegenden Sinn geben würde.

Wir freuen uns auf eure Rückmeldung. Vielen Dank im Voraus!


Anm.: Dies basiert auf einer Diskussion, zu der wir am 28. August aufgerufen hatten, siehe hier und v.a. auch unter diesem Facebook-Post.

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