69. Brief – 5. November 1942

Brief69_Starless-in-Stalingrad-Dokumentarisches-Labor

– 27 –

Rußland, den 5.11.42

Mein liebes Frauchen!

Gestern, am 4.11.42, erhielt ich

– Deine beiden Briefe Nr. 3 und 4 vom 6. und 7.10.42
– Päckchen Nr. 49 v. 7.8.42.

Ich wollte Dir gestern schreiben, aber da hörte ich, daß wieder Post angekommen ist. Da war natürlich für mich etwas dabei. Es war Dein

– Brief Nr. 5 vom 10.10.42
– Brief von Deinen Eltern vom 30.9.42
– Karte von Ludsche vom 1.10.42
– und 1 kg-Päckchen vom 30.9.42

An Deine Eltern und an Ludsche habe ich soeben geschrieben, und mich für die Übersendung des Päckchens bedankt. Was ich Deinen Eltern geschrieben habe, kannst du ja in dem Brief, den ich heute geschrieben habe, nachlesen.

Das Päckchen Nr. 49 enthielt Kekse, allerdings war es nur noch halbvoll, da es geöffnet hier ankam.

Die Bilder sind ganz nett geworden. Ich werde sie einige Zeit hier behalten und sie dann zurücksenden. Prof. Dr. Hinselmann kannst du ja den Film mal leihen, dann kann er sich die Bilder machen laßen, die er haben will. Ich nehme an, daß Du den Film wiederbekommst, da ich noch Bilder für Kameraden machen laßen will. Aber das werde ich im Urlaub erledigen.

Den Artikel wegen der Weihnachtspäckchen habe ich gelesen. Gib nur rechtzeitig die Päckchen auf. Wenn ich in Urlaub sein sollte, so wird ein Kamerad die Päckchen für mich in Empfang nehmen.

Es macht Dir doch auch Freude, daß ich so spare. Aber Du hast auch hier beim besten Willen keine Gelegenheit, Geld auszugeben. Die einzige Gelegenheit, Geld auszugeben, ist, wenn es Marketenderwaren gibt. Als Gefreiter bekomme ich jetzt alle 10 Tage RM 25,-. Das Geld werde ich jetzt immer, wenn ich RM 100,- zusammen habe, zu gleichen Teilen auf Heidis und Kais Sparkonten überweisen. In den nächsten Tagen werde ich schon RM 100,- an die Hamburger Sparkasse überweisen.

Heute habe ich ein Päckchen (Nr. 4722) an Dich abgesandt. Es enthielt folgende Sachen:

– 1 große Bakelitdose
– 1Fl. Gesichtswasser
– 1Trageleine für Russenrucksack
– 1 schwarzer Beutel
– 2 Stück Kernseife
– 1 Stück Einheitsseife.

Die Trageleine hebe mir bitte auf. Die anderen Sachen kannst du im Haushalt verwenden.

Für das Gesichtswasser von Ludsche habe ich keine Verwendung hier, da sich die hauptsächliche Körperpflege auf das Knacken von Läusen erstreckt.

Vor einigen Monaten sandte ich Dir eine Parodie auf das Marlenlied und bat ich, mir drei Abschriften davon zu senden. Diese sind bis heute noch nicht eingetroffen. Hole bitte das Versäumte nach.

Ich glaube kaum, daß es bis Weihnachten mit dem Urlaub etwas wird. Der erste Fernsprecher wird am 26.11.42 ab Chorkow fahren. Ab Reichsgrenze hat er 3 Wochen Urlaub und wird dann zwischen Weihnachten und Neujahr hier eintrudeln. Vielleicht habe ich dann das Glück, die Silvesterstunde bei Euch verleben zu können. Sonst bin ich in den ersten Januartagen bei Euch. Ich rechne bestimmt damit, daß ich anschließend an den Kameraden, der am 26.11. auf Urlaub fährt, in Urlaub fahren kann.

Schade daß unser schöner Kinderwagen einen Defekt hat. Wenn ich da wäre, hätte ich ihn schnell in Ordnung. So bist immer auf fremde Leute angewiesen.

Und nun grüße und küße unsere beiden Sonnenscheine recht herzlich von mir.

Dir ebenfalls recht Herzliche Grüße und 1000 Küsse

Euer Vati

Wir haben hier tagsüber das schönste Sommerwetter. Nur die Nächte sind sehr kühl. Da jetzt die Zeit um eine Stunde zurückgestellt ist, ist es hier schon um 3 Uhr mittags dunkel. Das sind dann schrecklich lange Abende.

Gruß und Kuß

Euer Vati

Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, Deshalb trägt dieser im Original die Nr. 27. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.

 


…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –

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