– 31 –
Rußland, den 13. Nov. 42
Mein lieber guter Engel!
Da ich morgen und übermorgen keine Gelegenheit zum Schreiben habe, will ich Dich wenigstens mit einem Kartengruß erfreuen.
Wir bereiten uns jetzt feste auf den Winter vor. Wir haben jetzt Tagestemperaturen von ca. 10 bis 15°. Die Nächte sind natürlich kühler. Es wird nicht lange dauern, dann wird das Thermometer weiter sinken. Da wir nun viel im Freien sind, wird man sich auch an die niedrigen Temperaturen gewöhnen.
Wegen Urlaub kann ich Dir noch nichts schreiben. Aber hoffentlich wird es bald etwas, damit unser Kai mal endlich seinen Vater kennen lernen wird.
Heute sind wir mit Alkohol und Rauchwaren prima versorgt worden. Jetzt kann dein Alter wieder drauflos schmökern. Eine halbe Flasche Wein habe ich mir heute genehmigt. Wenn ich auf Urlaub komme, wird unser Schnapsbestand eine schwere Einbuße erleiden. Gib nur nichts davon her.
Von Heinrich Hinselmann habe ich lange nichts mehr gehört. Er ist meistens in der Fahrzeugstellung, die ca. vier bis fünf Kilometer von uns entfernt ist. Und da komme ich so selten hin.
Weihnachten werde ich dieses Jahr nicht bei Euch sein können. Es ist der zweite Weihnachten, den Ihr ohne euren Vati feiern müßt. Vielleicht wird es nächsten Weihnachten etwas. Aber das ist schließlich ein billiger Trost.
Ich selbst befinde mich bei bester Gesundheit und brauchst du Dir wegen mir keine Sorgen zu machen.
Und nun grüße und küsse unsere beiden Sprößlinge Heidi und Kai recht herzlich von mir.
Dir, mein liebes Frauchen besonders herzliche Grüße und 1000 liebe Knaller
Euer Vati
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, Deshalb trägt dieser im Original die Nr. 31. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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STARLESS IN STALINGRAD 