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Rußland, den 11.12.42
Mein liebes Frauchen!
Wir haben mal wieder Gelegenheit, einen Brief zuschreiben. Viel weiß ich ja nicht, da ich seit drei Wochen keine Post mehr von Dir erhalten habe. Aber ich werde versuchen, diesen Brief voll zu bekommen.
Meinen letzten Brief, er war vom 8. oder 9.12., vergaß ich zu numerieren. Gib ihm die Nr. 35.
Zu unserer Einheit sind jetzt auch fünf Rumänen gekommen. Das sind ganz nette Kerle, zwei davon sprechen Deutsch. Heute Abend hatten sie mich zum Essen eingeladen. Sie hatten sich eine Menge Pferdefleisch organisiert und hatten das gebraten. Das hat tadellos geschmeckt, ich habe jetzt keine Antipathie gegen Pferdefleisch mehr.
Unsere Verpflegung ist noch ziemlich gut, da unsere Küche noch Reserven hatte. Nur das Brot ist knapp. Alle vier Tage bekommen wir ein Brot, sonst bekamen wir alle zwei Tage ein Brot. Aber das wird nicht mehr lange dauern, dann ist der Kessel wieder auf und der Nachschub rollt.
Hoffentlich ist bis Weihnachten wieder alles im Lot, damit unsere Päckchen zu Weihnachten da sind. Sonst wäre es Weihnachten beschissen.
Aus Marketenderwaren bekommen wir Weihnachten 60 bis 70 Zigaretten und zu vier Mann eine Flasche Schnaps. Also ganz so trocken wird es nicht.
Du wirst Dir bestimmt Gedanken machen, daß ich im Kessel bin. Aber wir sind hier alle guter Dinge, und das muß Dich auch beruhigen.
Hoffentlich bekommen wir bald Post aus der Heimat. Die Verpflegung wird mit Flugzeugen gebracht, die auf dem Rückflug die Post mitnehmen.
Wieder ist es ein Weihnachten, den wir nicht zusammen verleben können. Leider hat es noch keinen Weihnachten gegeben, den wir schön verleben konnten. Immer kam etwas dazwischen.
Also nochmals, meine Lieben, ein recht frohes Weihnachtsfest und ein recht glückliches neues Jahr.
Im neuen Jahr seht Ihr Euren Vati wieder. 1000 Küsse
Euer Vati
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, Deshalb trägt dieser im Original die Nr. 36. Allerdings scheint er selbst mit der Nummerierung durcheinander gekommen zu sein, denn ob er mit dem o.g. letzten Brief, den er am 8. oder 9.12.1942 geschrieben haben will, tatsächlich den Brief vom 7.12.1942 meinte, oder ob er tatsächlich noch einen zusätzlichen, nicht erhalten gebliebenen Brief geschrieben hatte, lässt sich nicht mehr nachprüfen. Im letzteren Fall müsste der heutige Brief in seiner Nummerierung die Nr. 37 tragen, in unserer die Nr. 79. Wir bitten um Verständnis.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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