81. Brief – 16. Dezember 1942

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– 39 –

Rußland, den 16.12.42

Mein lieber guter Engel!

Schrecklich ist es, wenn man keine Post bekommt. Jetzt ist es schon einen Monat her, daß ich keine Post erhalten habe. Man erzählt aber, daß in den nächsten Tagen Post kommen soll. Allerdings nur Briefpost und keine Päckchen. Päckchen nehmen die JUs nicht mit. Ich könnte das Heulen bekommen, wenn ich an die Weihnachtspäckchen denke, die Du mit so viel Liebe fertig gemacht hast.

Morgen in einer Woche ist Heiligabend. Es wird der trostloseste Weihnachten sein, den ich je erlebt habe. Aus Marketenderwaren werden wir jeder 60 bis 70 Zigaretten und vier Mann eine Flasche Schnaps bekommen. Das ist zwar ein kleiner und billiger Trost. Heiligabend möchte ich mich am liebsten sinnlos besaufen, um besser über diese Stunden hinwegzukommen.

Das soll nun nicht heißen, daß Ihr Euch den Weihnachten nicht schön gestalten sollt. Ich werde froh und glücklich sein, wenn Du mir mitteilst, daß Ihr eine schöne Weihnachten verlebt habt. Schreibe mir mal, was Du unseren Sprößlingen geschenkt hast und wie sie sich gefreut haben.

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Noch zwei Tage, dann sind wir schon vier Wochen eingekesselt. Wie man erzählt, soll eine Truppe, die mindestens vier Wochen eingeschlossen ist, einen Orden bekommen. Auf diesen will ich gerne verzichten, wenn wir nur bald mehr Brot bekommen.

Zurzeit bekommen wir alle vier Tage ein Brot. Die Batterie, wo Kurt Schramm ist, gibt nur alle acht Tage ein Brot aus. Unsere Batterie hat noch schwarzen Bestand.

Wenn Dich dieser Brief erreicht, sind wir schon im neuen Jahr. Möge uns das neue Jahr den lang ersehnten Frieden bringen.

Für heute die allerherzlichsten Grüße und 1000 liebe Küsse

Euer Vati

Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, Deshalb trägt dieser im Original die Nr. 39. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.

 


…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.

Starless in Stalingrad

– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –

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