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Rußland, den 19.12.42
Mein liebes Frauchen!
Immer näher rückt Weihnachten heran. Noch fünf Tage und es ist Heiligabend. Es wird für euren Vati sowie alle Soldaten, die im Kessel sind, ein trostloser Weihnachten werden. Auf einen Weihnachtsbaum werden wir auch verzichten müssen, da in dieser weiten Steppenwüste kein Baum und Strauch wächst.
Heute habe ich von unserem Zahlmeister erfahren, daß wir alle jeder 200 Zigaretten bekommen sollen. Das ist wenigstens ein Tropfen auf einen heißen Stein. Außerdem fährt morgen unser Zahlmeister zum Verpflegungsamt, um eine gute Verpflegung für die Weihnachtstage für uns herauszuschlagen.
Voriges Jahr hat unsere Batterie an nichts zu Weihnachten Mangel gehabt. Schnaps war in Hülle und Fülle da. Das wäre auch dieses Jahr der Fall gewesen, wenn der Russe uns nicht eingekesselt hätte.
Das Schlimmste sind ja die Päckchen, die Du mit so viel Liebe fertig gemacht hast und die mich zu Weihnachten nicht erreichen werden. Ich hätte so gerne ein paar Makronen, ein Stück Kuchen oder ein schönes Schmalzbrot gegessen.
Hoffentlich verlebst Du mit unseren Kindern einen schönen Weihnachten, das ist auch eine Freude für mich. Schreibe mir mal, wie Weihnachten verlaufen ist und ob der Schlitten angekommen ist. Ich bin ja leider nicht in der Lage, einem von Euch irgend eine Kleinigkeit zu schenken. Das schönste Weihnachtsgeschenk für Euch soll sein, daß Euer Vati recht bald auf Urlaub kommt.
In einem Schlußsatz eines Tagesbefehls an die eingeschlossenen Truppen hat der Führer gesagt: haltet aus, der Führer haut Euch raus. Hoffentlich bewahrheitet sich dieses Wort recht bald, damit ich wieder Post von Dir bekomme und eventuell bald auf Urlaub fahren kann.
In diesem Sinne grüße und küsse ich Euch 1000mal
Euer Vati.
Ebenso herzliche Grüße an Deine Eltern.
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, Deshalb trägt dieser im Original die Nr. 40. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
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