– 5 –
Rußland, den 15.9.42
Mein liebes Frauchen!
Gestern habe ich Deinem Vater ein Päckchen mit Zigarren geschickt und auch einen Brief für Deine Eltern beigefügt. Ich habe mich auch bei dieser Gelegenheit bei Deinen Eltern bedankt.
Von den RM 50,- habe ich noch nichts gewußt, da ich erst heute morgen wieder Post erhalten habe. Ich erhielt heute morgen Nr. 38 vom 20.8.42 und Luftpost-Brief Nr. 41 vom 29.8.42, außerdem 1 Brief von Ludsche mit einer Schachtel Zigaretten.
Ludsche hat aber Schwein, wenn er nach Garmisch kommt. Ich hatte kürzlich einen Brief für Ludsche beigefügt. Ich werde Dir Ludsches Post immer zuleiten, dann kannst Du sie ja ihm weitersenden. Seine Anschrift ändert sich zu oft. Wenn ich sie dann weiß, ist schon wieder ein Monat vorbei. Ich werde ihm in den nächsten Tagen schreiben.
Es freut mich, daß Du ein schönes Brotmesser mit Lederhülle bekommen hast. Das kann ich mehr als gut gebrauchen.
In den nächsten Tagen werden wir wieder eine Päckchenzulassungsmarke für September bekommen. Ich werde sie Dir dann sofort zuschicken. Hast Du nicht die beiden Zulassungsmarken, die Dir 2 Kameraden zusenden wollten, da sie zur Heimat versetzt worden sind, erhalten? Außerdem hat Ludsche Dir doch auch eine Zulassungsmarke gegeben.
Die Abrechnung vom Gehalt August sende ich Dir anbei. Hefte sie in die Akte Reichsbank.
Wie Du schreibst, willst Du einige Wochen zu Frau Dr. Schmidt nach Niendorf fahren. Tue das nur, gestaltet Euch das Leben so schön wie möglich. Das Geld spielt absolut keine Rolle. Wenn Du mit dem Gehalt nicht auskommst, greife ruhig unsere Ersparnisse an. Nach dem Krieg wird dann wieder von neuem gespart. Die Hauptsache ist, daß wir diesen Krieg alle gesund überstehen.
Was ich von meinem Wehrsold nicht brauche, schicke ich Dir. Hier in Rußland kann man mit dem Geld doch nichts anfangen.
Du schriebst mir seinerzeit, daß Du vielleicht nach Buxtehude mit den Kindern wolltest. Das würde ich, da es für längere Zeit sein soll, für zweckmäßig halten. Dann könnten Deine Eltern Euch auch des öfteren mal besuchen. Sie werden sonst ihre Enkelkinder zu sehr vermissen.
Es macht mir auch Freude, daß Du mit Deiner Tomatenzucht einen solchen Bombenerfolg hast. Wir bekommen hier auch manchmal Tomaten Aber ich werde hier mehr als reichlich durch Melonen entschädigt, die es hier in Unmengen gibt. Zu gerne würde ich Euch mal eine schicken, aber die würde zu Brei gedrückt. Die schmecken wie Bananen.
Da fällt mir gerade ein, hast Du mir eine Tüte Pfeffer mit Streuer geschickt? Wenn nicht, so hole das bitte nach.
Bis zum 26.8.42 hast Du 37 Päckchen weggeschickt. Bis Nr. 23 habe ich bis auf die Nummer 7, 9 und 10 alle erhalten. Das 2 Pfd.-Päckchen vom 19.8. habe ich noch nicht erhalten, es wird aber in den nächsten Tagen schon eintrudeln.
Daß Dr. Schmidt nun seinen ganzen Krempel bei uns unterbringen will, kann ich nun nicht gutheißen. Die Deckenbeleuchtung könnte er doch woanders unterbringen. Wenn Dir die Sessel und der Kacheltisch gefallen, mußt du mal sehen, daß Du sie ihm abkaufst. Aber nur keine alten Sachen, die Dir nicht gefallen. Meinen Geschmack kennst Du ja.
Heute machen wir wieder Stellungswechsel nach Kalatsch am Don.
Ab heute ist es schon merklich kühler geworden. Hoffentlich setzt der Winter nicht so bald ein. Es ist trostlos, wenn man an die kommende Zeit denken muß. Aber alles Klagen hilft nichts, man muß eben diese Zeit überstehen.
Unsere beiden Sprößlinge scheinen ja gute Fortschritte zu machen. Heidi wird sicher so ein helles Persönchen wie Du. Hoffentlich überquert sie nur vorsichtig die Straße, wenn sie ganz alleine zu Oma geht. Laß Deine Mutter Dich jedenfalls immer sofort anrufen, wenn sie da eintrudelt. Auch macht es mir Spaß, daß Kai einen so guten Appetit hat. Er soll immer essen, bis er am dämpfen ist.
Und nun seid alle recht herzlich gegrüßt und viele 1000x geküßt von
Eurem Vati,
der sich in dem verdammten Rußland nicht wohlfühlt.
Anm. d. Hg.: Ab dem 4.09.1942 (nachfolgend auf seinen 41. Brief) begann er die Nummerierung der Briefe wieder von vorne, weshalb dieser im Original die Nr. 5 trägt. Seitdem haben wir eine eigene fortlaufende Nummerierung eingeführt.
…ein einfacher Soldat berichtet seiner Familie tagesaktuell von seiner Reise durch Russland – hinein in den Kessel von Stalingrad.
Starless in Stalingrad
– 200 Tage –
– 100 Briefe –
– 1 Zeuge –
als e-Book
Hier direkt im eBook blättern bei:
Amazon (Kindle)
Thalia (e-PUB)
Lesbar auf:
- allen gängigen eReadern (Kindle, Tolino, Pocketbook, etc.)
- allen Tablets, Smartphones, Laptops und Computern – mit kostenfreien eReader-Apps (Kindle, iBooks, Calibre, Tolino, etc.)
Optimiert mit:
- Inhaltsverzeichnis zum Navigieren
- Einleitung und Zusammenfassungen
- persönlichem Vor- und Nachwort des Herausgebers
- Zitatesammlung
- Kindle: Text-to-Speech-Vorlesemodus, Screenreader, verbesserter Schriftsatz
Ein Gedanke zu “46. Brief – 15. September 1942”